Oedipoda caerulescens auf dem Haimberg

Frisch, Johannes, 2021, Die Heuschreckenfauna des Naturschutzgebiets Haimberg bei Mittelrode und angrenzender Flächen (Insecta, Orthoptera) Addendum 1 Erstnachweis von Oedipoda caerulescens (LINNAEUS, 1758) im Landkreis Fulda, Beiträge zur Naturkunde in Osthessen 58, pp. 25-27 : 25-26

publication ID

https://doi.org/10.5281/zenodo.15257582

DOI

https://doi.org/10.5281/zenodo.15257584

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/03A4878B-FFBD-936B-9435-FADAFC27F76D

treatment provided by

Carolina

scientific name

Oedipoda caerulescens auf dem Haimberg
status

 

Das Habitat von Oedipoda caerulescens auf dem Haimberg View in CoL

Eine individuenarme Population der Blauflügligen Ödlandschrecke wurde in der letzten Woche des Juli 2021 auf der schmalen, unverfüllten Restfläche des ehemaligen Kalksteinbruchs vor der Kalkwand am südöstlichen Waldrand des Haimbergs bei 50°32'36.4"N, 9°36'23.7"O nachgewiesen. Trotz intensiver Suche konnte ich dort nur höchstens zehn Individuen beobachten, die sich im letzten Larvenstadium befanden (Abb. 1, 2) und auf eine etwa 10 m 2 einnehmende, schütter bewachsene Kalkfläche am nordwestlichen Fuss der Steilwand ( Abb. 3 View Abb ) konzentrierten. Dieses Habitat ist typisch für die xerothermophile Art, die eine Vielzahl offener, vegetationsarmer Habitate wie Sand- und Kalkmagerrasen, lichte Kiefernwälder, Steinbrüche, Schuttflächen, Bahndämme, Ackerränder und Industriebrachen (vgl. DETZEL 1998: 379) besiedelt. Wichtige Faktoren für ein Vorkommen sind trockene bis sehr trockene Böden, hohe Sonneneinstrahlung, Kurzrasigkeit, lichte Vegetationsdeckung und das Vorhandensein vegetationsfreier Flächen ( RODERUS 2020: 2). Dies trifft auch regional zu. So stuft INGRISCH (1976a: 46; 1976b: 66, 67) Oedipoda caerulescens als stenotop-xerophile Charakterart der Trockenhänge des südwestlichen Vogelsbergs ein. Allerding konnte INGRISCH (1983: 11) nachweisen, dass die Eier dieser Art für ihre Entwicklung eine hohe Luftfeuchtigkeit benötigen und somit hygrophiler als die Imagines sind. Daher benötigt die Blauflüglige Ödlandschrecke für ihre Embryonal- und frühe Larvalentwicklung Flächen mit einer dichteren, das Mikroklima stabilisierenden Krautschicht ( DETZEL 1998: 379, RODERUS 2020: 2). Tatsächlich befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Habitat der weit entwickelten Larven (Abb. 1, 2) auch dichter bewachsene Grasflächen, die als Eiablageorte angenommen werden können.

Faunistischer Status des Vorkommens auf dem Haimberg

Oedipoda caerulescens ist vom südlichen Skandinavien bis Nordafrika und nach Osten bis in die Mongolei bekannt und vermutlich dem expansiv holomediterranen Faunenelement zuzuordnen (DETZEL 1998: 376). In Deutschland ist die Art in wärmebegünstigten Lagen südlich der Mainlinie, entlang des Rheins und in den östlichen Bundesländern weit verbreitet und vielfach häufig, nordwestlich des Mains, so in Mittel- und Nordhessen, dem Weserbergland und dem Rothaargebirge, jedoch selten und nur sehr vereinzelt nachgewiesen (DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR ORTHOPTEROLOGIE E.V. 2021). In Hessen ist O. caerulescens nach Norden bis in den Wetteraukreis, Giessen, den LahnDill-Kreis und den Kreis Marburg-Biedenkopf nachgewiesen (RODERUS 2020: 4). Aus dem Osthessischen Bergland liegen nur wenige Nachweise der Blauflügligen Ödlandschrecke vor. INGRISCH (1976a: 46; 1976b: 66, 67) meldete die Art vom Lohberg bei Nidda – Unter-Schmitten im westlichen Unteren Vogelsberg. Aktuelle Vorkommen im Osthessischen Bergland sind bekannt aus Bebra (Gleisanlagen am Güterbahnhof), dem Kinzigtal bis in den Raum Aufenau (2021), dem Jossatal bis Mernes sowie bei Oberaula im südlichen Knüll (STÜBING, pers. Mitt., 28.09.2021). Im Landkreis Fulda war O. caerulescens bislang unbekannt. Auch bei JENRICH (1997) finden sich keine Hinweise auf ein Vorkommen in der hessischen Rhön.

Die vermehrten Nachweise in Osthessen deuten auf eine rezente Arealerweiterung der Blauflügligen Ödlandschrecke hin (STÜBING, pers. Mitt., 28.09.2021), die auf die gegenwärtige Klimaerwärmung zurück gehen könnte. Tatsächlich konnte ich die Art in den 1980er und frühen 1990er Jahren trotz zahlreicher Exkursionen noch nicht auf dem Haimberg nachweisen. Auch im Pflegeplan von BREHM (1988) ist O. caerulescens nicht erwähnt. Noch 2019 hatte ich den Fundpunkt des Jahres 2021 im Rest des Kalksteinbruchs genau untersucht und O. caerulescens nicht finden können.

Kingdom

Animalia

Phylum

Arthropoda

Class

Insecta

Order

Orthoptera

Family

Acrididae

Genus

Oedipoda

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