Exochomus cedri, SAHLBERG, 1913
publication ID |
https://doi.org/10.5281/zenodo.15311065 |
persistent identifier |
https://treatment.plazi.org/id/03AB6004-FFB9-FFDD-3A2E-6E1DFC07FAAF |
treatment provided by |
Juliana |
scientific name |
Exochomus cedri |
status |
|
3.1 Differenzialdiagnose
Um einer Antwort auf die Frage, wie sich
Exochomus cedri und E. quadripustulatus
unterscheiden bzw. ob sie distinkte Arten darstellen, näher zu kommen, sollen beide Taxa in der folgenden Differenzialdiagnose verglichen werden. Dabei werden die wesentlichen, von KOVÁŘ (1995: 95-113) herangezogenen Merkmale hinsichtlich ihrer Eignung zur Unterscheidung beider Arten einer kritischen Betrachtung unterzogen. Aus praktischen Gründen und dem aktuellen taxonomischen Status folgend verwenden wir die Artnamen E. cedri und E. quadripustulatus . Dies heisst jedoch nicht, dass wir von der Existenz „guter“ Arten abschliessend überzeugt sind.
Grösse, Körperform und Proportionen: In Tab. 1 View Tab sind die Körperlänge und aus Messstrecken gebildete Indizes zum Vergleich der Körperproportionen des Exochomus cedri und des E. quadripustulatus dargestellt. Die Messwerte und Indizes wurden je 50 Exemplaren beider Arten abgenommen und können sich bei Messung weiterer Individuen verändern, doch wurde auf eine möglichst repräsentative Auswahl hinsichtlich Körpergrössen und geographischer Herkunft geachtet. Eine geographische Korrelation der Körperform lassen die vermessenen Exemplare beider Arten jedoch nicht erkennen.
Beide Arten unterliegen einer erheblichen Grössenvariabilität von 3,1 mm – 5,1 mm bei E. cedri und 3,8 mm – 5,4 mm bei E. quadripustulatus . Exochomus cedri ist mit einer durchschnittlichen Körperlänge von 3,8 mm im Mittel 0,7 mm kleiner als E. quadripustulatus (Ø 4,5 mm). Die geringere Körpergrösse des E. cedri gegenüber E. quadripustulatus wird bei der Betrachtung grösserer Serien deutlich. KOVÁŘ (1995: 99, 107) gibt geringere Körperlängen für beide Arten an – für E. cedri auf der Grundlage von 23 Exemplaren nur 2,75 mm – 3,87 mm, für E. quadripustulatus anhand von 86 Exemplaren nur 3,04 mm – 4,95 mm. Bei KOVÁŘ (1995) findet sich keine Definition der von ihm verwendeten Messstrecken, was den Vergleich unserer Messwerte und Indizes mit den Angaben dieses Autors erschwert.
Exochomus cedri weist eine im Vergleich zu E. quadripustulatus schmalere Körperform auf ( Abb. 1-12 View Abb ). Schon SAHLBERG (1913: 262) verwies auf die vergleichsweise schlanke Gestalt des E. cedri . Nach unseren Messungen ist E. cedri zwischen 1,25 und 1,45-mal so lang wie breit mit einem Mittelwert von 1,33. KOVÁŘ (1995: 95) gibt die Körperproportionen für E. cedri mit Indizes von 1,23 bis 1,36 an. Der breiter gebaute E. quadripustulatus ( Abb. 13-24 View Abb ) hingegen ist nach unseren Messungen nur zwischen 1,18 und 1,37-mal länger als breit mit einem Durchschnitt von 1,28, nach KOVÁŘ (1995: 105) sogar noch deutlich kürzer mit Indizes zwischen 0,95 und 1,06. Im Gegensatz zu den Angaben KOVÁŘs zeigt unsere Messung eine breite Überlappung des Index Körperlänge: Körperbreite beider Arten. Interessanterweise ist das Länge-Breite-Verhältnis der Elytren bei beiden Arten im Mittel gleich (Index 1.03) und auch hinsichtlich der Amplitude wenig verschieden. Die durchschnittlich schmalere Erscheinung des E. cedri ist auf den im Verhältnis zu den Elytren im Mittel längeren und breiteren Vorderkörper zurück zu führen, während E. quadripustulatus aufgrund des stärker verjüngten Vorderkörpers breiter wirkt. So ist das Pronotum des E. cedri im Vergleich zu den Elytren mit einem mittleren Index von 0,65 erkennbar breiter und im Verhältnis zum Kopf im Durchschnitt sowohl etwas kürzer (Index 1,9) als auch weniger breit (Index 1,78) als bei E. quadripustulatus , dessen Pronotum im Durchschnitt nur 0,61 mal so breit wie die Elytren und 2,11 mal so lang und 1,86 mal so breit wie der Kopf ist.
Die übrigen, in Tab. 1 View Tab dargestellten Indizes deuten auf weitere, zum Teil jedoch nur geringfügige Unterschiede in den Körperproportionen beider Arten hin. Der Kopf des E. cedri ist im Mittel 2,26-mal so breit wie lang und somit etwas schmaler als der Kopf des E. quadripustulatus (Ø 2,36). Mit einem durchschnittlichen Index von 2,11 weist E. cedri ein im Vergleich zu E. quadripustulatus (Ø 2,09) geringfügig breiteres Pronotum auf. Das Verhältnis der Breite des Pronotums über den Vorderecken zur Maximalbreite des Pronotums ist bei beiden Arten im Mittel nahezu gleich, doch weist E. cedri diesbezüglich eine grössere Variabilität auf als E. quadripustulatus .
Nach KOVÁŘ (1995: Abb. 296, 297, 321) unterscheiden sich beide Arten durch die Form des Pronotums. So sollen dessen Vorderecken bei E. quadripustulatus im Vergleich zu E. cedri stärker der Körperlängsachse folgend vorgezogen sein, weshalb auch die Seitenränder des Pronotums deutlicher nach vorn orientiert sein sollen. Zusätzlich sollen die Seitenränder des Pronotums des E. quadripustulatus im Gegensatz zu E. cedri hinter den Hinterecken leicht konkav sein. Diese Merkmale sind bei grossen Exemplaren des E. quadripustulatus zwar erkennbar, mit abnehmender Körpergrösse jedoch zunehmend undeutlich und als eindeutiges Differenzialmerkmal zur Trennung beider Arten ungeeignet.
Ähnlich verhält es sich mit der Breite des laterad gebogenen Randsaumes der Elytren. Serien lassen erkennen, dass dieser bei E. cedri ( Abb. 1-12 View Abb ) im Mittel schmaler ist als bei E. quadripustulatus ( Abb. 13-24 View Abb ). Dies kann im Einzelfall ein brauchbares diagnostisches Merkmal sein (vgl. FRISCH 2019: 71, KLAUSNITZER et al. 2022: 446), doch gibt es Übergänge, wie Abb. 1-24 View Abb View Abb klar aufzeigen.
Färbung: Die starke Population aus dem NSG Haimberg bei Mittelrode im Landkreis Fulda zeigt die Variationsbreite der Farbgebung des Exochomus cedri deutlich auf ( Abb. 7-11 View Abb ). Nur wenige Exemplare zeigen die hellen Farbanteile auf dem Vorderkörper und gelbbraun gefärbte Körperanhänge – Merkmale, die KOVÁŘ (1995: 95, 96) zufolge für diese Art charakteristisch sein sollen. Der Grossteil der Exemplare vom Haimberg weist jedoch einen einfarbig schwarzen Vorderkörper und schwarze Beine und Mundwerkzeuge auf ( Abb. 10, 11 View Abb ) und ist von typisch gefärbten, mitteleuropäischen E. quadripustulatus ( Abb. 13-18, 20 View Abb ) nicht sicher zu unterscheiden. Abgesehen von den immer vorhandenen Schulter- und Nahtmakeln der Elytren zeigen hell gefärbte E. cedri gelborange bis seltener rotorange Färbung des Labrums, des Clypeus, der Stirn bis weit zwischen die Augen, des Seiten- und Vorderrandes des Pronotums sowie der Antennen und Mundwerkzeuge ( Abb. 1-8 View Abb ). Die helle Zeichnung kann nahezu die vordere Hälfte des Pronotums einnehmen und sich vom Seitenrand her auf die Seiten des Hinterrandes ausdehnen. In der Population des Haimbergs finden sich Übergangsformen zwischen den hell und dunkel gefärbten Exemplaren.
Einige Exemplare des E. cedri , so die Typen aus dem Libanon ( Abb. 1, 2 View Abb ), weisen einen zusätzlichen Makel unterschiedlicher Grösse auf, der sich an der Basis jeder Elytre zwischen der Schultermakel und der Naht befindet. Dieser Makel kann nach KOVÁŘ (1995: 95-99) vorhanden sein oder auch fehlen und soll im Verlauf der Melanisation der Imago kleiner werden oder ganz verschwinden können. Manchmal, so bei einem Exemplar von der Homburg in Unterfranken ( Abb. 12 View Abb ), ist dieser Makel entlang der Elytrenbasis mit der Schultermakel verbunden. Bei E. quadripustulatus kann dieser zusätzliche Basalmakel jedoch ebenfalls vorhanden sein ( Abb. 18-21 View Abb ).
Nach KOVÁŘ (1995: 95-110) sind südeuropäische und vorderasiatische Populationen des E. quadripustulatus deutlich polychromer als mitteleuropäische Populationen und weisen ein mit E. cedri vergleichbares Variationsspektrum hinsichtlich der Farbgebung auf. Auch bei dieser Art sollen Exemplare vorkommen mit orangebraunen Beinen und oranger bis roter Färbung des Kopfes und der Vorderecken des Pronotums, die sich auf den Vorderrand des Pronotums ausdehnen kann. Derart gefärbte Exochomus , überwiegend kleine Exemplare, liegen uns aus weiten Teilen des Mediterraneums von Spanien im Westen über Südfrankreich, Griechenland und Zypern bis Anatolien vor (siehe Materialzusammenstellung E. cf. cedri ). Wir können sie nicht klar von den Typen des E. cedri, den Exemplaren vom Haimberg und den von KOVÁŘ als E. cedri determinierten slowakischen Stücken abgrenzen. Auch E. quadripustulatus var. sexpustulatus KRAATZ aus Andalusien dürfte hierzu gehören. KRAATZ (1873: 192) zufolge ist das zugrunde liegende Exemplar „viel kleiner als die kleinsten Exemplare des 4- pustulatus “ und weist neben einem zusätzlichen Makel zwischen Schulterbeule und Naht der Elytren eine helle Färbung von Labrum, Clypeus und Halsschildvorderecken auf. Allerdings liegt uns ein Exemplar aus Portugal (Oliveura, MFNB) mit der typischen, hellen „ cedri -Färbung“ vor, das aufgrund des breiten Körperbaus mit breit horizontal abgebogenen Elytrenrändern und der feinen, oberflächlichen Punktierung der Elytren (siehe folgenden Abschnitt „Integument“) zu E. quadripustulatus zu stellen ist. Dies bestätigt das von KOVÁŘ 1995: 95-110) beschriebene Auftreten der Farbmorphe mit hellen Beinen sowie heller Zeichnung auf Kopf und Pronotum auch bei dieser Art.
Integument: Sowohl Exochomus cedri als auch E. quadripustulatus weisen eine sehr fein retikulierte Körperoberseite auf. Diese Mikroretikulation ist auf Kopf und Pronotum deutlicher als auf den glänzenderen Elytren. Die Punktierung auf Kopf und Pronotum ist bei beiden Arten ähnlich ausgebildet. Hier entspricht die Punktgrösse dem Durchmesser eines Ommatidiums, und die einzelnen Punkte stehen in unregelmässigen Abständen von etwa zwei Punktdurchmessern voneinander. Beide Arten zeigen jedoch teils starke Unterschiede in der Ausprägung der Punktierung der Elytren, doch sind sie auch hinsichtlich dieses Merkmals durch Übergänge verbunden ( Abb. 1-24 View Abb View Abb ). Nach KOVÁŘ (1995: 97, 105) sind die Elytren des E. cedri dicht und grob punktiert mit einer Punktgrösse vom zweifachen Durchmesser eines Ommatidiums, wogegen die Elytren des E. quadripustulatus feiner und weniger tief punktiert sein sollen mit Punkten vom einfachen Durchmesser eines Ommatidiums. Unsere Untersuchung zeigt, dass die Punktierung der Körperoberseite, besonders die der Elytren, bei E. cedri tatsächlich häufig erkennbar grober ( Abb. 1-12 View Abb ) ist als bei E. quadripustulatus ( Abb. 13-24 View Abb ). Die Punktierung ist besonders stark bei Exemplaren aus dem Mediterraneum, so bei den Typen aus dem Libanon ( Abb. 1, 2 View Abb ), und scheint nach Norden hin klinal feiner zu werden. Dennoch zeigen die mitteleuropäischen Exemplare aus Deutschland ( Abb. 7-12 View Abb ) und der Slowakei ( Abb. 6 View Abb ) gewöhnlich eine erkennbar kräftigere Punktierung als die meisten E. quadripustulatus ( Abb. 13-24 View Abb ).
Die Körperunterseite lässt ebenfalls keine zuverlässigen Unterscheidungsmerkmale, z. B. der Schenkellinien, erkennen.
Klauen: KOVÁŘ unterscheidet Exochomus cedri und E. quadripustulatus durch die Form der Klauen. So sollen die Klauen des E. cedri weniger stark gekrümmt sein und einen stumpferen, nahezu rechtwinkligen Basalzahn, der die Längsmitte der Klaue nicht erreicht, aufweisen ( KOVÁŘ 1995: 98, 99). Im Gegensatz dazu soll sich der spitzere Basalzahn der stärker gekrümmten Klauen des E. quadripustulatus in deren Längsmitte befinden ( KOVÁŘ 1995: 106, 107). Die angeblich unterschiedliche Form des Klauenzahns wurde von FRISCH (2019: 71) und KLAUSNITZER et al. (2022: 446) als Unterscheidungsmerkmal angeführt. Reihenuntersuchungen zeigen jedoch, dass die Krümmung der Klauen und die Lage des Klauenzahns bei beiden Arten identisch ist ( Abb. 25-36 View Abb ). Auch wenn die Klauen des durchschnittlich kleineren E. cedri einen kürzeren, stumpferen Klauenzahn aufweisen können ( Abb. 25, 28 View Abb ), ist dessen Form als artdiagnostisches Merkmal unzuverlässig.
Primäre Geschlechtsmerkmale: Zuverlässige Unterschiede der männlichen und weiblichen Genitalien, die eine Unterscheidung des Exochomus cedri von E. quadripustulatus ermöglichen, scheinen nicht zu existieren. KOVÁŘ (1995: 98-100) beschreibt Aedoeagus, Siphon, Ovipositor und Spermatheka des E. cedri zwar sehr genau – in seiner Beschreibung des E. quadripustulatus verweist er jedoch nur auf die Abbildungen ( KOVÁŘ 1995: 104, 106), ohne Differenzialmerkmale zu beschreiben. Tatsächlich lassen seine Abbildungen der Geschlechtsorgane beider Arten keine Unterschiede erkennen.
Wir haben den Aedoeagus, den Siphon und die Spermatheka beider Arten eingehend untersucht. Sowohl der Medianlobus als auch die Parameren des Aedoeagus scheinen bei E. cedri ( Abb. 37-40 View Abb ) und E. quadripustulatus ( Abb. 41-44 View Abb ) identisch zu sein. Die terminale Kapsel des Siphons zeigt sowohl bei E. cedri ( Abb. 45-52 View Abb ) als auch bei E. quadripustulatus ( Abb. 53-60 View Abb ) eine grosse Variabilität hinsichtlich Form und Grad der Sklerotisierung, aber keine artdiagnostischen Merkmale. Das schmale, „rüsselförmige“ Ende der Spermatheka ist bei E. cedri ( Abb. 61-66 View Abb ) zwar durchschnittlich etwas kürzer als bei E. quadripustulatus ( Abb. 67-72 View Abb ), doch ist dieses Merkmal wegen der Übergänge diagnostisch unbrauchbar.
Präimaginalstadien: Die Larven von Exochomus quadripustulatus sind gut bekannt ( KLAUSNITZER 1970: 101, 1999: 129, SAVOISKAJA 1983: 48, SAVOISKAJA & KLAUS-NITZER 1973: 52). JOHANNES FRISCH klopfte im Jahr 2020 46 Larven von Coccinellidae am Fundort Haimberg ausschliesslich von Wacholder. Die Bestimmung ergab:
Exochomus cf. cedri – 9 L 3, 25 L 4
Harmonia axyridis – 5 L 3, 5 L 4
Anatis ocellata – 1 L 4
Coccinella septempunctata 1 L 3
Die Exochomus -Larven vom Fundort des E. cedri auf dem Haimberg wurden mit Larven von E. quadripustulatus aus der Oberlausitz, dem Thüringer Wald und der Dresdner Heide verglichen (coll. BERNHARD KLAUSNITZER). Es konnten keine signifikanten Unterschiede gefunden werden.
CO1 – Sequenzierung: Die beiden untersuchten Exochomus -Arten bilden zusammen eine distinkte und sehr gut unterstützte Gruppe im Baum ( Abb. 73 View Abb ). Innerhalb dieser Gruppe gibt es nur sehr geringe genetische Unterschiede. Exochomus cedri ist genetisch nicht von E. quadripustulatus zu trennen. Sowohl die Tiere aus dem NSG Haimberg wie auch das Exemplar aus der Slowakei haben jeweils identische Sequenzen zu mehreren Individuen von E. quadripustulatus aus Deutschland.
3.2 Verbreitung
Exochomus cedri wurde von SAHLBERG (1913: 262) aus dem Libanon beschrieben, von KOVÁŘ (1995: 101) aus Anatolien, vom Balkan und aus dem südöstlichen Mitteleuropa (Tschechische und Slowakische Republiken) gemeldet und von FRISCH (2019: 70, 71) auch für Deutschland nachgewiesen. MADER (1955: 785, 795) nennt für E. muelleri auch die Insel Rhodos in der alten lateinischen Bezeichnung „Rhodus“. Dieses Verbreitungsbild lässt auf einen pontomediterranen Ursprung schliessen (vgl. FRISCH 2019: 70, KLAUSNITZER et al. 2022: 446). Die Exemplare aus Südfrankreich und Spanien, die sich aufgrund ihrer Merkmalskombination (geringe Körpergrösse, schmale Gestalt mit schmalem Randsaum der Elytren, helle Färbungselemente auf Kopf und Pronotum, relativ starke Punktur der Elytren) eher E. cedri als E. quadripustulatus zuordnen lassen, könnten auf einen holomediterranen Verbreitungstyp hinweisen. Auch E. quadripustulatus var. sexpustulatus KRAATZ aus Andalusien dürfte hier einzuordnen sein. Zwei relativ kleine (3,5 mm, 4,3 mm), schmale, stark punktierte Exemplare mit schwarzem Vorderkörper aus Niederösterreich und Oberbayern (München) ohne Funddatum, die wohl in die Zeit um die Jahrhundertwende 1900 zu datieren sind, deuten darauf hin, dass E. cedri möglicherweise schon länger Teil der mitteleuropäischen Fauna ist.
3.3 Biologie und Lebensraum
Nach SAHLBERG (1913: 262) wurde die Typenserie des Exochomus cedri im Libanon-Gebirge an der Libanon-Zeder ( Cedrus libani ) gesammelt. Im NSG Haimberg bei Mittelrode in Osthessen lebt die Art offenbar ausschliesslich an breitwüchsigem Wacholder ( Juniperus communis ) auf einem südwestexponierten, verbuschenden Kalkmagerrasen, einem ausgeprägt wärmebegünstigten Standort ( Abb. 74-76 View Abb ). Auch LANGE (in litt.) klopfte E. cedri an der unterfränkischen Burgruine Homburg von Juniperus communis auf verbuschenden Kalkmagerrasen ( Abb. 77 View Abb ). Exochomus quadripustulatus kommt ebenfalls auf dem Haimberg vor, wurde dort aber nicht an Wacholder, sondern vorwiegend an Laubgehölzen, meist Eichen, aber auch an Kiefern gefunden. KOVÁŘ (1995: 101) gibt E. cedri für die Nadelholzgattungen Cedrus , Pinus und Juniperus , aber auch für Tamarix und Quercus an, ohne die Quellen zu nennen. Diese spärlichen Informationen erlauben keine Aussage zu den von E. cedri bevorzugt aufgesuchten Gehölzen, doch scheint eine Vorliebe für Nadelgehölze, in Mitteleuropa für Juniperus communis , zu bestehen. Als Angehöriger der Tribus Chilocorini ist E. cedri vermutlich hauptsächlich coccidophag (vgl. KOVÁŘ 1995: 6). Aufgrund des starken Befalls der besiedelten Wacholder durch Carulaspis juniperi (Coccidina: Diaspididae ) ist diese Deckelschildlaus auf dem Haimberg als die Hauptbeute des E. cedri anzunehmen ( KLAUSNITZER et al. 2022: 446). An Juniperus communis lebt auch die Blattlaus Cinara juniperi (DEGEER, 1773) , die ebenfalls als Nahrung in Frage kommen könnte.
Exochomus quadripustulatus wird vorwiegend in der Baum- und Strauchschicht von Nadel- und Laubbäumen gefunden ( KLAUSNITZER et al. 2022: 103, 448, dort weitere Quellen). Diese Art ernährt sich sowohl von Schildläusen als auch von Blattläusen ( KLAUSNITZER et al. 2022: 169, 448). Die Mandibel der Larven ist einspitzig wie auch bei anderen Arten, die sich von Schildläusen ernähren. Die Aufnahme von Blattläusen ist aber vielfach belegt, unter anderem durch Zuchten von BERNHARD KLAUSNITZER.
Typenmaterial
E. cedri :
Libanon, Barouk-Gebirge ( Jabal el-Bārūk ), leg. SAHLBERG: Lektotypus ♀ mit den Etiketten „ Libanon “ (gedruckt), „ Mont. Baruk “ (gedruckt), „U. Sahlb.“ (gedruckt), „ Mus. Zool. H:fors / Spec. typ. No 1911 / Exochomus 4-pustulat. / v. cedri J. Sahlb. “ ( MZH); Paralektotypus ♂, gleiche Etikettierung wie Lektotypus, aber „Spec. typ. No 1910 “ ( MZH); Paralektotypus mit den Etiketten „ Libanon / Mt Baruk “ (handschriftlich), „U. Sahlb.“ (handschriftlich), „http://id.luomus.fi/ / GAC. 27373 / LEBANON Mount Lebanon / Governorate Ain Zhalta Mt. / Barouk / 33.7 N, 35.7 E / 19.IV.1904 / Sahlberg, U. leg.“ (gedruckt) ( MZH); Paralektotypus mit den Etiketten „ Libanon / Mt Baruk “ (handschriftlich), „U. Sahlb.“ (handschriftlich), „ Exochomus / cedri J. Sbg “ (handschriftlich), „http://id.luomus.fi/ / GAC. 27372 / LEBANON Mount Lebanon / Governorate Ain Zhalta Mt. / Barouk / 33.7 N, 35.7 E / 19.IV.1904 / Sahlberg, U. leg.“ (gedruckt) ( MZH); der revidierende Autor KOVÁŘ (1995: 99), der den Lektotypus designierte, versäumte es, das Typenmaterial entsprechend zu etikettieren, weshalb folgende Etiketten angebracht wurden: „Lectotype (bzw. Paralectotype) \ Exochomus quadripustulatus / var. cedri SAHLBERG, 1913 / des. I. KOVÁŘ 1995 / subsequent label by FRISCH & KLAUSNITZER, 2023“. Typenmaterial E. muelleri : 2 Syntypen ♂, ♀, Türkei, Südwest-Anatolien, „ Lykischer Taurus “ mit den Etiketten „ASIA MINOR / Lyciae Taurus“ (gedruckt), „Typus“ (rotes Etikett, handschriftlich), „ Exochomus / mülleri M.“ (handschriftlich) ( MFNB). Weitere Exemplare: Bulgarien: 2 Ex., Blagoewgrad, Pirin-Gebirge : Kloster Roshen , 20.V.1981, leg. WENDT ( MFNB); 4 Ex., Blagoewgrad, Pirin-Gebirge : Melnik , 12.-19.V.1981, leg. WENDT, 27.V.1984, leg. GÖLLNER, 27.V.1985, leg. JAEGER ( MFNB); 2 Ex., Blagoewgrad: Sandanski , 10.V.1981, 29.V.1984, leg. GÖLLNER ( MFNB). Deutschland: 2 Ex., Bayern, Landkreis Main-Spessart , Ruine Homburg , 13.XI.2022, an Juniperus communis , leg. LANGE ( FLCS); 87 Ex., Hessen, Fulda, NSG Haimberg bei Mittelrode (50°32’N, 9°25’E), 330-410 m, 2.V.2016, 15.VII.2016, 13.X.2018, 29.V.2019, 27.V.2020, 28.X.2021, an Juniperus communis , leg. FRISCH ( MFNB). GoogleMaps Griechenland: 1 Ex., Mittelgriechenland: Parnass-Gebirge , leg. PAGANETTI ( MFNB); 1 Ex., Zentralmakedonien: Berg Athos , leg. SCHATZMAYR ( MFNB). Kroatien: 1 Ex., Insel Krk , 1879, leg. STUSSINER ( MFNB). Republik Zypern: 1 Ex., Paphos: Konia , leg. ESCHERICH ( MFNB. Slowakische Republik: 4 Ex., Trenčiansky Kraj: Lúka nad Váhom , leg. MANTIČ ( Brumus cedri , det. KOVÁŘ 1996) ( NMP). Syrien: 2 Ex., Aleppo, Afrin: Meydan Ekbaz [ Akbez ], leg. STAUDINGER ( MFNB). Türkei: 2 Ex., „ Turcia “, leg. MERKL ( MFNB); 8 Ex. „ Asia Minor / Burna / v. Bodemeyer ” ( MFNB); 1 Ex., Bilecik [ Biledjik ], leg. BODEMEYER ( MFNB); 1 ♂, Bolu, Abant-Gebirge , 1000 m, 13.-30.V.1987, leg. KORGE ( MFNB); 2 Ex., Zonguldak: Eregli, leg. NIEDIECK ( MFNB).
Exochomus cf. cedri (5 Exemplare): Deutschland: 1 Ex., Bayern: München , 2.VI.1904 ( MFNB). Frankreich: 1 Ex., Pyrénées-Orientales: Mont Louis ( MFNB). Österreich: 1 Ex., Niederösterreich, Bruck, Deutsch Altenburg : Hundsheimer Berg , 9.-11.VII. 1941, leg. BISCHOFF ( MFNB). Spanien: 1 Ex., Kastilien-La Mancha: Cuenca , 1896, leg. KORB ( MFBN); 1 Ex., León: Ponferrada, leg. PAGANETTI ( MFNB).
Exochomus quadripustulatus : ca. 550 Exemplare aus vielen Teilen Europas, zumeist Deutschland und Vorderasien ( MFNB), darunter folgende Präparate, auf denen die Habitus- und/oder Genitalabbildungen beruhen: Bulgarien: 1Ex., Blagoewgrad, Pirin-Gebirge: Melnik , 12.-19.V.1981, leg. WENDT. Deutschland: 1 Ex., Berlin: Mariendorf , 1984, leg. KONNI; 9 Ex., Berlin, Tegel: Flughafensee , 1.VI.1996, 8.IV.1997, leg. DIEHR; 1 Ex., Brandenburg, Ludwigsfelde , 26.X.1948, leg. STEINHÄUSER; 1 Ex., Brandenburg, Königs Wusterhausen : Mochheide , 10.VIII.1955, leg. EIDAM: 6 Ex., Brandenburg, Fürstenwalde : Steinhöfel , leg. HIEKE & WENDT; 1 Ex., Brandenburg, Wernsdorfer See , 29.IX.1982, leg. KUTZSCHER; 6 Ex., Hessen, Fulda, NSG Haimberg bei Mittelrode (50°32’N, 9°25’E), 330-410 m, 13.V.1991, 13.X.2018, 29.V.2019, 24.V.2021, 27.V.2022, leg. FRISCH; GoogleMaps 1 Ex., Mecklenburg-Vorpommern, Naturpark Nossentiner-Schwinzer Heide : NSG Grosser und Kleiner Serrahn, 13.VIII.1983, leg. DECKERT; 3 Ex., Rheinland-Pfalz, Cochem : Ediger Wald , 24.V.1999, leg. DIEHR; 1 Ex., Sachsen, Auerbach , 15.IV.1961, leg. KAUFMANN; 2 Ex., Sachsen, Döberschütz , 21.V.1956, leg. DORN. Griechenland: Ionische Inseln: Kefalenia [ Kephallenias ], mit handschriftlichem Determinationsetikett von WEISE: „Exoch. 4-pust. / v. Koltzei Ws.“. Italien: 2 Ex., Emilia-Romagna, Parma, Varano , 1899, leg. PAGANETTI; 1Ex., Südtirol, Bozen , 7.VII.1907. Kroatien: Zadar [ Zara ], leg. HUMMLER. Schweiz: 1 Ex., Wallis: Inden (46°18’N, 7°36’E), 15.IX.1992, leg. UHLIG. GoogleMaps
Tab. 1: Gesamtlänge (GL) des Exochomus cedri und E. quadripustulatus und von im Methodenteil definierten Messstrecken abgeleitete Indizes zur Beschreibung der Körperproportionen auf der Grundlage von 50 Individuen pro Art. Sowohl für die Gesamtlänge als auch die Indizes sind der geringste Wert (min), der höchste Wert (max) und der Durchschnittswert (Ø) aufgeführt.
GL | |||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
GL:EB | VL:EL | KB:KL | PB:PL | PV:PB | EL:EB | PL:KL | PB:KB | PB:EB | |||
(mm) | |||||||||||
E. cedri | min | 3,1 | 1,25 | 0,42 | 2,1 | 2,0 | 0,53 | 0,97 | 1,69 | 1,67 | 0,61 |
max | 5,1 | 1,45 | 0,54 | 2,46 | 2,54 | 0,71 | 1,11 | 2,18 | 1,99 | 0,7 | |
Ø | 3,8 | 1,33 | 0,46 | 2,26 | 2,11 | 0,65 | 1,03 | 1,9 | 1,78 | 0,65 | |
E. quadripustulatus | min | 3,8 | 1,18 | 0,39 | 2,1 | 1,98 | 0,61 | 0,96 | 1,88 | 1,74 | 0,58 |
max | 5,4 | 1,37 | 0,48 | 2,87 | 2,24 | 0,68 | 1,08 | 2,6 | 1,97 | 0,67 | |
Ø | 4,5 | 1,28 | 0,42 | 2,36 | 2,09 | 0,64 | 1,03 | 2,11 | 1,86 | 0,61 |
No known copyright restrictions apply. See Agosti, D., Egloff, W., 2009. Taxonomic information exchange and copyright: the Plazi approach. BMC Research Notes 2009, 2:53 for further explanation.
Kingdom |
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Phylum |
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Class |
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Order |
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Family |
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Genus |
Exochomus cedri
Frisch, Johannes, Klausnitzer, Bernhard & Rintelen, Thomas Von 2022 |
Exochomus cedri
SAHLBERG 1913 |
E. cedri
SAHLBERG 1913 |
E. cedri
SAHLBERG 1913 |
E. cedri
SAHLBERG 1913 |
E. cedri
SAHLBERG 1913 |
E. cedri
SAHLBERG 1913 |
E. cedri
SAHLBERG 1913 |
E. cedri
SAHLBERG 1913 |
E. cedri
SAHLBERG 1913 |